Prognosen für die BEV-Produktion in Großbritannien im Jahr 2030
Nach Schätzungen von Inovev könnten im Jahr 2030 zwischen 167.000  und 207.000 Elektrofahrzeuge (BEV) in Großbritannien hergestellt werden. Derzeit würden insgesamt fünf Hersteller die künftige BEV-Produktion in Großbritannien prägen: Renault-Nissan mit der Marke Nissan, BMW mit der Marke Mini, Tata mit der Marke Land Rover, Toyota und Stellantis mit Citroen, Peugeot und der Marke Opel, die dort unter dem Namen Vauxhall vermarktet werden soll. Alle britischen BEV-Produktionsstätten dieser Marken befinden sich in England.
 
Inovev sieht die größte BEV-Produktion im Nissan-Werk (Teil der Renault-Nissan-Gruppe) in Sunderland, in dem die vollelektrische Version des Nissan Leaf hergestellt wird. Die zweitgrößte BEV-Produktion des Landes wird sich wahrscheinlich im Werk von Ellesmere Port befinden, welches sich Stellantis und Toyota teilen. Es ist nicht bekannt, was mit der BEV-Produktion von Mini in Cowley geschehen wird, die die drittgrößte des Landes sein könnte, da Mini plant, die BEVs künftig in China produzieren zu lassen. Nach den Prognosen von Inovev wird keiner der genannten Standorte in der Lage sein, bis 2030 ein signifikantes Produktionsvolumen von 100.000 oder mehr BEVs zu erreichen.
 
Die britische Automobilproduktion steht in der Zukunft vor mehreren Herausforderungen. Die Pläne der EU bedeuten, dass der europäische Markt ab diesem Zeitpunkt vollständig elektrifiziert sein könnte. Trotz des Brexit ist dieser Markt für die britische Automobilindustrie von entscheidender Bedeutung, aber derselbe Brexit könnte die Produktion und den Kauf von BEVs für Hersteller und Kunden aufgrund von Einfuhrzöllen und Kontrollen erschweren. Darüber hinaus ist das Gigafactory-Projekt von Britishvolt stark gefährdet, was die BEV-Produktion im Land noch mehr unter Druck setzen würde. Es stellt sich die Frage, welchen Sinn eine solche Gigafactory bei einem zukünftigen Volumen von weniger als 210.000 Elektrofahrzeugen, also weniger als in Italien, hat. Die alten britischen Marken wie Jaguar und MG lassen ihre BEVs im Ausland herstellen, Land Rover bietet derzeit nur PHEVs an, wird aber kleinere BEV-Produktionen an den Standorten Halewood und Solihull aufbauen. Ein Weggang von Mini könnte die ohnehin schwache Produktion weiter marginalisieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Brexit die zukünftige Automobilindustrie des Vereinigten Königreichs zu gefährden scheint.
Entwicklung des indischen Marktes in den Jahren 2022- 2023
Unter den asiatischen Wachstumsmärkten ist der indische Automobilmarkt neben dem chinesischen Markt einer der vielversprechendsten. Seit 2014 ist ein kontinuierliches Wachstum zu beobachten, das nur durch die Covid19-Pandemie unterbrochen wurde, die den Markt bis 2020 auf weniger als 3 Millionen verkaufte Fahrzeuge schrumpfen ließ. Der Markt erholte sich jedoch genauso schnell, wie er zusammengebrochen war, mit Wachstumsraten von 28% im Jahr 2021 und 26% im Jahr 2022, wobei er bis Ende 2022 an der 5-Millionen-Marke kratzten wird, die höchstwahrscheinlich 2023 überschritten wird, wenn keine Katastrophen eintreten.
 
Der indische Automobilmarkt profitiert davon, dass er noch nicht gesättigt ist. Im Jahr 2019 lag die Motorisierungsrate bei 225 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner und die Einwohnerzahl steigt jedes Jahr stark an. Außerdem wird diese wachsende Bevölkerung immer wohlhabender und zieht in städtische Gebiete, was den Kauf eines Autos ermöglicht oder erfordert.
 
Der Markt wird von dem japanischen Hersteller Suzuki dominiert, der im Jahr 2022 allein 34 % des indischen Marktes hält, gefolgt von dem indischen Hersteller Tata-Motors mit 19 % Marktanteil. Der koreanische Hersteller Hyundai-Kia hat einen Marktanteil von etwa 17%. Diese drei Hersteller machen zusammen mit den Herstellern Mahindra und Ashok sowie den japanischen Herstellern Toyota und Honda im Jahr 2022 mehr als 91% des Marktes aus. Wird es den chinesischen Herstellern gelingen, diese Physiognomie im Jahr 2023 zu durchbrechen? Die bislang erfolgreichste chinesische Marke ist MG mit einem Marktanteil von nur 1 %.
 
Die japanische Dominanz wirkt sich auch auf die xEV-Verkäufe (BEV+HEV+PHEV) aus, die 2022 auf dem indischen Markt nur weniger als 2% ausmachen. 91% der xEV-Verkäufe sind Hybridautos, eine japanische Spezialität, 9% sind BEVs und im Gegensatz zu Europa existieren dort kaum Plug-in-Hybride (PHEVs). Autos mit alternativen Antrieben scheinen für diesen aufstrebenden Markt noch zu teuer zu sein und die Infrastruktur für BEVs ist nicht vorhanden. Aber Indien muss in diese Richtung schauen, will es die Umweltprobleme mit einer Bevölkerungszahl, die China bald überholen könnte, bewältigen.
Prognose der BEV- Produktion in Italien 2030
Nach Schätzungen von Inovev könnte Italien im Jahr 2030 etwa 192.000 Elektrofahrzeuge (BEV) produzieren. Dabei sind Stand heute keine BEV-Produktionen in dem Land außer denen des Stellantis-Konzerns bekannt.
 
Die landesweit mit Abstand größte Produktion dürfte das Werk in Mirafiori in der Nähe von Turin sein, in dem der vollelektrische Fiat 500e hergestellt wird. Das Werk in Melfi könnte mehrere Modelle von DS, Opel und Lancia übernehmen, doch Inovev rechnet für dieses Werk bis 2030 nur mit einem Produktionsvolumen von weniger als 90.000.
 
Noch ist unklar, ob Stellantis in Cassino mögliche BEV-Modelle der Marke Lancia, die derzeit nur in Polen produziert, aber nur in Italien vermarktet wird, oder der Premiummarke Alfa-Romeo herstellen lassen wird, zumal das Werk dafür umgebaut werden müsste. Die konventionellen Modelle von Alfa Romeo werden bereits in Cassino hergestellt, aber es wurden noch keine Pläne für die Elektrifizierung der Marke bekannt gegeben. Es ist auch nicht bekannt, was mit dem ehemaligen Bollore-Werk in Canavese in der Nähe von Ivrea geschehen soll. In der Fabrik wurde das Bluecar, ein kleines Elektroauto, hergestellt, das jedoch bislang kein Erfolg war und Inovev sieht keinen Erfolg kommen.
 
Die europäische Automobilproduktion wird aufgrund verschiedener zwingender Faktoren auf Elektromobilität umgestellt, und die künftige italienische Automobilproduktion hängt fast vollständig von einem einzigen Hersteller, Stellantis, ab. Genauer gesagt von einem einzigen Modell, dem Fiat 500e, denn sein Werk ist das einzige, das heute eine Chance hat, ein nennenswertes Produktionsvolumen zu erreichen. Wenn Cassino und Canavese auf dem heutigen Stand bleiben, gibt es nur noch zwei Standorte, die in der Lage sind, die europäischen Anforderungen an eine  Automobilproduktion mit alternativen Antrieben zu erfüllen. Das Potenzial, das sich derzeit für 2030 abzeichnet, liegt weit unter dem von Spanien (1,5 Millionen BEVs), Deutschland (1,3 Millionen BEVs) und Frankreich (827.000 BEVs).
Kapazität von über 1 Mio. Elektromotoren pro Jahr ab 2024 für das Stellantis-Werk in Trémery
Emotors, ein 50/50-Gemeinschaftsunternehmen von Nidec Leroy-Somer und der Stellantis-Gruppe, entwirft und entwickelt in Frankreich elektrische Traktionsmotoren für die Automobilindustrie. Es stellt insbesondere drei Arten von Motoren her: einen 48-V-Permanentmagnetmotor mit einer Leistung von 6 bis 30 kW für MHEVs und elektrische Kleinstadtfahrzeuge (z. B. Citroën eAmi), einen 400-V-Permanentmagnetmotor mit einem Leistungsbereich von 60 bis 120 kW für Plug-in-Hybridfahrzeuge (PHEVs) und einen 400-V-Permanentmagnetmotor mit einem Leistungsbereich von 60 bis 250 kW für batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs).
 
Im September 2022 hat Emotors eine neue Produktionslinie im Stellantis-Werk in Trémery (Frankreich) in Betrieb genommen, um einen ersten Elektromotor mit der Bezeichnung "M3" (115 kW) für Stellantis-BEVs zu produzieren. Noch im selben Jahr wird ein "M2"-Motor für die PHEVs der Gruppe folgen. Im Jahr 2023 wird nach Angaben von Stellantis auch ein "M4"-Motor für BEVs auf den Markt kommen.
 
Laut Stellantis werden Anfang 2023 zunächst die Modelle DS3 e-Tense, Peugeot e208, Jeep Avenger und Opel Mokka mit dem M3-Motor ausgestattet. Die anderen Modelle der Gruppe werden dann nach und nach entsprechend ihrer Markteinführung damit ausgestattet. Schließlich soll der M3-Motor den ePWT-Motor ersetzen, mit dem die BEVs des Konzerns zurzeit in Europa ausgestattet sind.
 
Die Produktion von Benzin- und Dieselmotoren sowie des e-PWT-Motors bleibt weiterhin aufrechterhalten. Stellantis hat für das Werk Trémery das Ziel angekündigt, im Jahr 2024 eine Produktion von 50 % Elektromotoren (gegenüber 15 % im Jahr 2021), 30 % Dieselmotoren (67 % im Jahr 2021) und 20 % Benzinmotoren (18 % im Jahr 2021) zu erreichen. Laut Stellantis ist es das Ziel der Gruppe, ab 2024 mehr als eine Million Elektromotoren (ePWT, M2, M3 und M4) zu produzieren.
 
Nach Angaben von Inovev wird Stellantis im Jahr 2024 in Europa 760.000 Plug-in-Elektrofahrzeuge (BEVs und PHEVs) produzieren. Diese Kapazität von mehr als einer Million Motoren pro Jahr erscheint daher realistisch und wird die Nachfrage nach den aktuellen Elektromodellen der Stellantis-Gruppe und den zukünftigen Modellen, einschließlich derer von Lancia, Alfa-Romeo und Jeep, decken. Das Werk könnte auch andere Automobilkonzerne, wie z.B. Toyota, beliefern.
Prognose der BEV- Produktion in Frankreich 2030
Nach Schätzungen von Inovev könnten in Frankreich im Jahr 2030 etwa 827.000 Elektrofahrzeuge (BEV) hergestellt werden. Neben Mercedes, Opel (Teil der Stellantis-Gruppe) und Nissan (Teil der Renault-Nissan-Gruppe) sind es ausschließlich französische Marken, die ihre BEVs in Frankreich produzieren werden. Auffällig ist, dass sich die Produktion vollständig auf den Norden und Osten Frankreichs konzentriert.
 
Inovev sieht das bei weitem größte Potenzial für die BEV-Produktion im Werk Douai von Renault-Nissan, das abgesehen vom Nissan Micra wahrscheinlich BEVs nur für Renault herstellen wird. Maubeuge könnte das zweitgrößte Produktionspotenzial haben, da es für vier Marken und für die Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen ausgestattet ist. Das Stellantis-Werk in der Nähe von Sochaux, nahe der Grenze zwischen Frankreich, Deutschland und der Schweiz, ist das dritte Werk, von dem Inovev glaubt, dass es mehr als 100.000 BEVs produzieren kann. Mulhouse, Poissy und Valenciennes (allesamt Stellantis-Werke) können 2030 wahrscheinlich eine Produktion von 47.000 bis 55.000 BEVs erreichen. Das Alpine-Werk (das zur Renault-Nissan-Gruppe gehört) wird das Produktionsvolumen bis 2030 wahrscheinlich etwas erhöhen, da Renault der Marke bei seiner Neuorganisation eine besondere Rolle zuweisen und ein BEV-SUV auf den Markt bringen möchte. Da der sportliche Charakter erhalten bleiben soll, wird der Absatzmarkt und damit auch das Produktionsvolumen jedoch bescheiden bleiben.
 
Mit den aktuellen Ankündigungen wird Frankreich auch 2030 noch weit hinter der BEV-Produktion von Spanien (1,5 Millionen BEV) und Deutschland (1,3 Millionen BEV) zurückbleiben. Darüber hinaus gibt es nur wenige Hersteller. Dies kann Auswirkungen auf die Ansiedlung von Zulieferern und Gigafactories haben. Die Tatsache, dass sich die meisten französischen BEV-Produktionsstätten in der Nähe der deutschen Grenze befinden, ist aus produktionslogistischer Sicht Sinn, da die meisten Gigafactory-Projekte dort angekündigt wurden, macht es jedoch nicht notwendig, solche Projekte in Frankreich anzusiedeln.
 
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